Luxemburgs Mehrwertsteuer ist die niedrigste in der EU

„Luxemburg ist eine kleine offene Volkswirtschaft, und es ist wichtig, bei der Erstellung von Statistiken die nationalen Besonderheiten zu berücksichtigen. Zum Beispiel machen Grenzgänger die Hälfte der Erwerbsbevölkerung des Landes aus, doch werden diese Arbeitnehmer in den nationalen Arbeitslosenstatistiken nicht erfasst, da sie in ihrem Wohnsitzland arbeitslos werden, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Angesichts der Tatsache, dass das Baugewerbe vor allem Grenzgänger beschäftigt und sich der Sektor derzeit in einer Krise befindet, dürften die luxemburgischen Arbeitslosenzahlen die derzeitige Gesundheit der Wirtschaft überbewerten“, warnt François Koulischer, Wirtschaftswissenschaftler und Assistenzprofessor für nachhaltige Finanzen.

„Luxemburg wird das Etikett des reichsten Landes der Welt angeheftet. Das liegt daran, dass die grenzüberschreitende Arbeit als Teil der Wertschöpfung des Landes angesehen wird. Betrachtet man jedoch nur die in Luxemburg ansässigen Personen (der Anteil der luxemburgischen Arbeitnehmer liegt bei etwa 52 %), so liegt unser BIP näher an dem der Niederlande“, erklärt Christos Koulovatianos.

Seiner Meinung nach begünstigt die Einhaltung der von der EZB empfohlenen Inflationsrate die Wettbewerbsfähigkeit der offenen luxemburgischen Wirtschaft. Andererseits haben die steigenden Zinssätze schwerwiegendere negative Auswirkungen als in den Nachbarländern. Die hohen Immobilienpreise haben zu einem Anstieg der Kreditaufnahme geführt, so dass der Markt stärker von steigenden Zinsen betroffen ist. Der Preis von Ziegeln und Mörtel wirkt sich auch auf die Inflation aus, betonen die beiden Ökonomen.

„Luxemburg hat meiner Meinung nach ein ähnliches Image wie die Schweiz. Es ist ein Land, das sich als Insel der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Stabilität positioniert hat, umgeben von Gebieten der Instabilität und Spannung. Genau wie in der Schweiz schlägt sich das in hohen Immobilienpreisen nieder.“ sagt Christos Koulovatianos.

Vor allem in Luxemburg sind die Lebenshaltungskosten tendenziell höher als in den Nachbarländern. Allerdings ist der Mehrwertsteuersatz mit 16 oder 17 Prozent der niedrigste in der EU. Im Vergleich dazu beträgt er in Ungarn 27 Prozent.